Tinnitus - Symptom oder Krankheit?

Unter Tinnitus versteht man Ohrgeräusche unterschiedlicher Qualität, Lautstärke und Ursache, die nur von den Betroffenen wahrgenommen werden und keine äußere Quelle haben. Am häufigsten werden Pfeifen, Brummen, Rauschen oder Klingeln gehört. In Österreich leiden etwa 200.000 Menschen unter ständigem Tinnitus.

Die Ursachen können organischer Natur sein, z.B. liegen häufig Hörstörungen mit Veränderungen im Innenohr zugrunde; auch Durchblutungsstörungen, Entzündungen und Hörstörungen durch Lärm finden sich häufig. Aber auch Muskelverspannungen im Bereich der Kiefergelenke und der Halswirbelsäule können Tinnitus verursachen. Eine erhebliche Rolle bei der Entstehung von Tinnitus spielen aber auch psychische Belastungen wie privater oder beruflicher Stress. Die Kombination von Stress und zuviel Lärm gilt als wesentliche Ursache für die steigende Zahl von TinnituspatientInnen.

Akuter versus chronischer Tinnitus

Dauert der Tinnitus weniger als drei Monate spricht man von akutem Tinnitus, bei erstmaligem Auftreten sollte sofort eine eingehende Abklärung durch den HNO-Facharzt erfolgen, da in seltenen Fällen auch bösartige Erkrankungen als Ursache in Frage kommen. Ist eine ursächliche Therapie möglich, sind in den ersten Monaten gute Behandlungserfolge erzielbar. Es kommen vor allem durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz, Physiotherapie bei Problemen am Bewegungsapparat, aber auch alternativmedizinische Methoden wie Akkupunktur und Homöopathie sind möglich.

Bei einer Dauer von mehr als drei  Monaten spricht man von chronischem Tinnitus, ein Verschwinden des Ohrgeräusches wird dann eher unwahrscheinlich. Im Vordergrund der Behandlung stehen beim chronischen Tinnitus psychologische Verfahren, mit dem Ziel, eine Gewöhnung an das Geräusch zu erreichen, sowie eine Geräuschtherapie, bei der das Gehör mit akustischen Signalen vom Tinnitus „abgelenkt“ wird.

Spezielle Therapie bei chronischem Tinnitus

Ca. 10 Prozent der PatientInnen mit chronischem Tinnitus fühlen sich im Alltagsleben beeinträchtigt und es kann zu schweren psychischen Störungen wie Depression und sozialer Isolation kommen. Eine spezifische Psychotherapie, die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT), ist in diesen Fällen unerlässlich.

Tinnitus ist allerdings auch ein bewältigbares Symptom und viele PatientInnen gewöhnen sich an „ihr“ Ohrgeräusch. In einem Experiment wurde nachgewiesen, dass 90 Prozent ohrgesunder Menschen in einem schalldichten Raum nach 30 Minuten ein Ohrgeräusch wahrnehmen, daher gibt es sogar Überlegungen, ob ein Tinnitus nicht auch physiologisch, also völlig, normal sein könnte.