Ärger als Signal!

„Mensch ärgere Dich nicht“ ist ein klassisches Brettspiel, in dem die Spielfiguren anderer Mitspieler wieder an den Start zurückschickt werden - was für den betreffenden Mitspieler durchaus ärgerlich sein kann, vor allem wenn dieser kurz vorm Ziel steht. Der Ärger als Emotion kommt aber nicht nur im Spiel vor, sondern oft auch im Alltag, zumeist mit dem Denk-Satz: Ich ärgere mich, weil: „Der Drucker im Büro nicht funktioniert“, „weil der/die Kollege/In nicht erreichbar ist“, „weil der Bus vor der Nase wegfährt“, „weil die Kaffeehäferl im Sozialraum niemand wegräumt“ usw.
Wenn wir uns ärgern oder sehr wütend sind, setzt der Verstand ganz rasch aus – das Emotionale steht aufgrund von ganz natürlich ablaufenden Gehirnvorgängen – im Vordergrund. Deshalb fällt das strukturierte und sachliche Denken meist schwer. Die Amygdala, der Mandelkernkomplex, spielt als Teil des limbischen Systems im Gehirn vor allem bei der Entstehung, Wiedererkennung und körperlichen Reaktion von Angst und Wut eine Rolle. Sie beeinflusst Emotion und Erinnerung in vielfältiger Weise.
Reizt man bei Versuchstieren mit einer Elektrode den Mandelkernkomplex, ist die Reaktion davon abhängig, auf welches Gebiet man trifft: Ist es die oberflächliche Kerngruppe, wird das Tier anfangen zu schmatzen, Kau- oder Leckbewegungen machen. Außerdem wird der Speichelfluss angeregt. Reizt die Elektrode hingegen den tiefen Amygdala-Teil, hebt das Tier den Kopf, seine Pupillen weiten sich, es schaut sich aufmerksam um. Bei stärkeren Impulsen wird aus der gesteigerten Aufmerksamkeit Angst oder Wut.
Der Mandelkern wirkt vor allem als emotionaler Verstärker. Zu welcher Reaktion eine Stimulierung führt, hängt daher beim Menschen auch davon ab, in welcher Stimmung die Versuchsperson sich zum jeweiligen Zeitpunkt gerade befindet. Probanden berichteten außerdem, bei Reizung erinnerungsähnliche Halluzinationen gehabt zu haben, oder auch eine Déjà-vu-Erfahrung, also das Gefühl, eine Situation schon mal erlebt zu haben.
Ärger kann – positiv betrachtet – ein sehr starker Antriebsfaktor für unser Handeln und damit für Veränderungen sein. Chronischer Ärger bedeutet jedoch chronischen Stress und ist ein Krankmacher. Unter Ärger befindet sich der Körper in Aufruhr: das Herz schlägt schneller, wir atmen schneller usw.
Der Ärger ist somit ein eindeutiges Signal, dass etwas nicht stimmt, das gewisse Bedingungen nicht passen. Es gibt einfache arbeitspsychologische Strategien, um dem Ärger ein Schnippchen zu schlagen. Es gilt dabei, der Ursache auf den Grund zu gehen. Durch das gezielte Nach-Denken ist das Gehirn wieder abgelenkt und der Ärger-Kreislauf wird unterbrochen.
Einfache Strategien können genauso wirksam bei Ärger eingesetzt werden von Achtsamkeitsübungen über Atemübungen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Alltagstaugliche und effektive Strategien für sich selbst zu finden hilft dabei stressige ärgerliche Situationen gelassen zu meistern.
Mag. Silvia Huber